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Von: Daniel Meyer
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Das Riven-Remake überzeugt auf dem PC, kommt in der VR-Fassung mit Problemen daher und richtet sich in erster Linie an Fans.
München – Unfassbare 27 Jahre sind ins Land gezogen seit dem Ur-Release von Riven (1997). Der Nachfolge-Titel des besser bekannten, aber nicht schlechteren, Myst (1993) wurde nun neu aufgelegt. Riven lädt Rätselfans auf PC und in der virtuellen Realität ein, die mysteriöse gleichnamige Insel Riven zu erforschen. Warum das Game jedoch nicht für jeden Rätselfan geeignet ist, verraten wir euch im Test.
Spieletitel: | Riven |
Release-Datum: | 25.06.2024 |
Genre: | Rätsel, Adventure |
Plattformen: | PC, Oculus Quest 2/3, Steam VR |
Entwickler: | Cyan Worlds |
Publisher: | Cyan Worlds |
Riven: Ein Meisterwerk von Grund auf neu in Szene gebracht
Darum geht es in Riven: Wie schon im bekannten Meisterwerk Myst dreht sich in Riven alles um sogenannte Link-Bücher. Diese magischen Wälzer haben die Macht, uns in andere Welten zu transportieren. Atrus, der schon in Myst als Charakter auftauchte, entsendet uns mit einem Link-Buch auf die Insel Riven, um seine Frau Catherine und seinen Vater zu finden.
Doch kaum auf Riven angekommen, wird unser Link-Buch auch direkt von einer vermummten Gestalt gemopst. So beginnt die Reise durch zahllose mysteriöse Bauten und Areale einer zum Untergang verdammten Zivilisation, die genauso fremdartig wirkt wie die Rätsel, die damit einhergehen – und davon müssen wir zahllose lösen!
Was Riven und Myst seinerzeit so besonders gemacht haben, waren die optisch brillante Darstellung, die innovative Einbindung von Schauspielern in Computergrafiken, sowie die komplexen Rätsel gepaart mit einer tiefgreifenden Story.
Es zeigt sich jedoch, dass gerade diese damals so sehr herausstechenden Merkmale heute nicht mehr auf gleiche Weise überzeugen können. Riven ist immer noch ein gutes Game, gerade auch nach der überarbeiteten Neuinszenierung, jedoch haben die Jahre markant am Spiel genagt.
Riven: Toll für Nostalgiker, schwieriger Einstieg für Neulinge
Warum Riven nicht für jeden was ist: 27 Jahre nach dem Release des Originals muss man sagen, dass Riven dank kompletter Überarbeitung immer noch eine gute Spielerfahrung darbietet. Auf dem PC sieht Riven absolut ordentlich, aber nicht weltverändernd aus. In der virtuellen Realität gibt es hier zudem nochmals massive grafische Abstriche, spielt man es auf der autarken Meta Quest 2 oder 3.
Gerade jene Spieler, die schon das Original erleben durften, werden sich mit dem Remake von Riven schnell wie zu Hause fühlen, wenn all die nostalgischen Erinnerungen an die Oberfläche sprudeln. Besser noch: Riven ist nun frei begehbar, sodass Fans die Insel erstmals Schritt für Schritt erforschen können, statt vorgerenderte Bilder in „Point & Click“-Manier bestaunen zu müssen.
Auf der anderen Seite werden gerade Neueinsteiger einen etwas schwierigeren Zugang zum Titel in Kauf nehmen müssen. So wird man zum einen ohne sonderliche Erklärung einfach ins Spiel geworfen, denn Riven setzt inhaltlich quasi voraus, dass man Myst gespielt hat. Zum anderen sind es gerade die Rätsel, die nicht unbedingt bei jedem Zuspruch finden werden.
Das Besondere an den Rätseln ist deren Komplexität in Kombination mit der fremdartigen und fantasievoll gestalteten Welt. Egal, ob Natur, Gebäude oder Gerätschaften – alles wirkt mysteriös und andersartig. Dies kann positiv sein, doch gerade im Vergleich zu anderen Rätsel-Games ist Riven vom Grundkonzept ungewohnt und erfordert gänzlich neue Denkansätze. Hinweise gibt es fast keine.
Ein Paradebeispiel ist das erste Rätsel des Spiels: Hier finden wir einen runden Raum mit zwei Zugängen. Mit einem Knopf können wir diesen Raum im Kreis drehen lassen, wodurch anderenorts ein neuer Zugang und damit neue Pfade freigeschaltet werden. Das Problem: es gibt nur einen weiteren möglichen Zugang und gerade hier zeigen sich erste Makel, speziell in VR.
Untersuchen wir diesen mit einem Gittertor versperrten Zugang, so sticht ein Riegel ins Auge, den wir in VR haptisch greifen und entsorgen können. Ein weiteres Schloss, für das ein merkwürdiger Schlüssel benötigt wird, versperrt allerdings weiterhin unser Weiterkommen. Also suchen wir den Schlüssel.
Geschlagene 30 Minuten erfolglose Suche später kehren wir zum Gittertor zurück und stellen fest, dass wir nur hätten daran rütteln müssen. Schon fällt das vom Zahn der Zeit zersetzte Schloss zu Boden.
Zu „Point & Click“-Zeiten hätte man sehr schnell einfach probiert, auf die Tür zu klicken, zumal hier optische Markierungen oft beim Weiterkommen geholfen haben. Gerade in VR fallen diese Hilfen weg und oftmals sind es solche Kleinigkeiten, die ein Weiterkommen behindern. Dies hätte besser gelöst werden können.
Auch im weiteren Verlauf des Spiels bekommen wir es so mit allerlei Rätseln zu tun, die im Grundkonzept sehr eigen sind, sodass nicht alle Rätselfans gleichermaßen auf ihre Kosten kommen werden. Hat man sich jedoch daran gewöhnt und schafft es, in die Welt von Riven vollends einzutauchen, wird man mit einem wohltuenden Gefühl des Erfolgs belohnt.
Riven in VR: Ordentlich aber mit markanten Makeln
Warum lange Spielsitzungen nicht immer möglich sind: Insgesamt kommt die VR-Fassung von Riven zwar optisch deutlich schwächer als die PC-Version daher, jedoch ist dies aufgrund begrenzter technischer Kapazitäten der „Meta Quest“-Brillen auch nicht überraschend. Wer via Steam (PCVR) eintauchen möchte, kommt hier noch eher auf seine Kosten.
Störend sind auch unterschiedliche technische Probleme, denn die VR-Fassung wurde nicht vollends rund entwickelt. Bereits nach nur einer halben Stunde Spielzeit traten in unserem Test die ersten Probleme hinsichtlich Motion Sickness auf.
Zu erwähnen ist, dass diese Effekte durch häufige Nutzung von VR-Spielen bei uns nur noch selten und im Vergleich bei deutlich längerer Nutzung auftreten. Entsprechend müssen gerade Neueinsteiger hier unter Umständen mit markanteren Auswirkungen rechnen.
Abseits dessen gibt es noch weitere Probleme, die den spielerischen Ablauf zumindest stellenweise stören. Es fehlen häufig haptische Begrenzungen unserer virtuellen Hand, sodass es möglich ist, diese durch unterschiedliche Objekte hindurchzubewegen – schade!
Hier könnt ihr Riven kaufen:
Auch stellen Schwarzräume – gerade in Sequenzen – einen kleinen Makel dar. Treten wir hier zu weit aus unserer vordefinierten Position heraus, wird die komplette Umgebung ausgeblendet, also ausgeschwärzt. Dies ist nicht dramatisch, bricht aber mit der Immersion.
Ebenso schade ist, dass nur mit wenigen Objekten in der Welt von Riven tatsächlich interagiert werden kann. Oftmals haben wir uns dabei ertappt, wie wir versucht haben, eine Frucht oder eine Schale aufzuheben, was leider nicht möglich war. Dies ist etwas, was VR braucht und Riven leider nur sehr begrenzt abliefert.
Fazit:
Die Neuinszenierung von Riven ist dem Entwickler Cyan Worlds gelungen und direkt zum Release wird nicht nur eine PC-, sondern auch eine VR-Version des Titels zur Verfügung gestellt – das schafft nicht jedes Studio! Gerade die PC-Fassung kann sich optisch sehen lassen und auch die VR-Fassung kommt noch solide daher – jedoch sind beide Versionen von einem bahnbrechenden Erlebnis weit entfernt.
Riven, mit all seinen komplexen Rätseln und seiner mysteriösen Welt, die vor allem durch fantastische Areale und merkwürdige Gerätschaften geprägt ist, richtet sich in erster Linie an Fans der ersten Stunde. Diese werden dank der nun frei begehbaren Insel noch tiefer eintauchen und gänzlich neue Eindrücke erleben dürfen. Nostalgie wird hier fett geschrieben!
Neueinsteiger werden vielleicht etwas mehr Zeit brauchen, bis sie mit Riven warm geworden sind, denn sowohl die Inszenierung der Welt, als auch das Storytelling und die Art und Weise wie die Rätsel aufgebaut sind, wirken oftmals fremd. Riven unterscheidet sich in fast allen Aspekten von herkömmlichen Spielen, was gewöhnungsbedürftig ist, doch wenn man sich darauf einlässt, eine besondere Spielerfahrung darstellen kann. Riven ist einfach anders: manche werden das Spiel lieben, andere hassen.
Pro: | Contra: |
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PC-Fassung optisch gut | VR-Fassung optisch nur solide |
Komplexe, anspruchsvolle Rätsel | VR mit zu wenig Interaktionen |
Eine phantastische, fremde Welt ... | ... die für manch einen zu fremd sein mag |
Welt nun frei begehbar | |
Ein Fest für Nostalgiker |